Forum: „Gib denen eine Stimme, die keine haben!“

    

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Am 03. September hat die KAB Olpe/Siegen (Katholische Arbeitnehmerbewegung) in der Olper Stadthalle zu einer multimedialen Veranstaltung eingeladen.

Das Thema des Abends war:

„Gib denen eine Stimme, die keine haben! Stark sein. Schwache schützen.“

Multimedial bedeutete, dass man an der Veranstaltung in der Stadthalle Olpe, aber auch online teilnehmen konnte, was etwa einhundert Personen genutzt haben. Als Moderator begrüßte KAB Bezirkspräses Pfarrer Reinhard Lenz die Gäste und Akteure.
Im Vorprogramm sahen wir den ukrainischen Chor „Von Herz zu Herz“ mit einigen Volksweisen.

Dann hörte das interessierte Publikum einen Vortrag von Frau Alexandra Linder (Vorsitzende des Bundesverbandes Lebensrecht, BVL) mit dem Thema

„Menschenwürde im 21. Jahrhundert – (un-)antastbar?“

Einleitend wurde von ihr der Begriff „Menschenwürde“ definiert. „Menschenwürde muss universal und ohne jede Einschränkung gelten.“, „Sie gilt für jeden Menschen gleichermaßen, unabhängig von Alter, Zustand, Aufenthaltsort, Herkunft, Geschlecht, …“ Die Menschenwürde gilt in Deutschland über den Tod hinaus, und ist die Grundlage für gerechte Verfassungen. Das bedeutet gleichzeitig, so Frau Linder, dass man keine weitere Definition von Menschen, die besonders zu schützen sind, in ein Gesetz aufnehmen muss. „Man braucht keine Kinderrechte, keine Frauenrechte, keine Behindertenrechte, in dieser Menschenwürde ist eigentlich alles drin“. Die eigene Freiheit endet da, wo die Freiheit des Anderen beginnt.
Jeder muss Verantwortung übernehmen, für sich selbst und für die anderen Menschen.
Im weiteren Verlauf des Vortrages wurde von Frau Linder erläutert, wie vorgeburtlichen Kindern die Würde genommen wird. Man nennt sie zum Beispiel nicht mehr Kind oder Mensch, sondern man nennt sie Zellhaufen oder Gebärmutterinhalt – man „entmenschlicht“ sie. Wenn sie also keine Menschen mehr sind, dann ist auch Beseitigung und Verzweckung möglich, wie zum Beispiel Embryonenforschung, Impfstoffherstellung oder medizinische Testverfahren. Das Fazit des Vortrages war, die Würde des Menschen ist immer unantastbar, sie ist es und sie wird es auch immer bleiben, aber es wird immer Gruppen und Ideologien geben, die sie antasten wollen. Unsere Aufgabe ist es, darauf zu achten und dafür zu sorgen, dass Menschen, die das nicht selbst tun können, ihre Menschenwürde trotzdem garantiert und gewahrt bekommen.

Nach einer kleinen musikalischen Pause referierte Frau Cornelia Kaminski (Bundesvorsitzende
Aktion Lebensrecht für Alle, ALfA) über das Thema

„Die Macht der Sprache: Dichtung und Wahrheit in der Abtreibungsdebatte“

Auch hier wurden vorab einige grundlegende Fakten geklärt: Rechte Gehirnhälfte nimmt Sprache auf, linke Gehirnhälfte setzt Bilder um. Was ist und wie funktioniert „framing“?
Framing wird vom Zuhörer nicht wahrgenommen. Durch die Nutzung verschiedener Vokabeln wird der Zuhörer in die eine oder andere Richtung „geschoben“, also Manipulation mit Worten. „98% unseres Denkens findet unbewusst statt.“ erläutert Frau Kaminski.
„Ein „Frame“ strukturiert und beeinflusst die Wahrnehmung der Realität auf bestimmte Weise. Ziel ist es, heiß debattierte Themen in eine bestimmte gewünschte Richtung zu lenken, und dadurch den Adressaten sprachlich zu manipulieren.“ (Elisabeth Wehrling, Gutachterin zum Thema GEZ-Gebühren). Es wurden verschiedene Beispiele angeführt, wie die Brexit-Kampagne in England.
In der Abtreibungsdebatte funktioniert es ihrer Meinung nach ganz genauso.
Ab wann ist ein Kind ein Kind? ─ Erst ab der Geburt, oder doch schon vorher? Ein Vergleich wird gezogen mit der Produktion eines Autos oder mit einer Fotografie im Polariod-Verfahren.
In der Debatte werden einige Vokabeln verwendet, wie zum Beispiel „Schwangerschaftsgewebe, Zellhaufen, Leibesfrucht“ (ProChoice), auf der Gegenseite werden Vokabel verwendet wie „ungeborenes Kind, vorgeburtlicher Mensch, Baby“ (Pro Life).

Verschiedene Frames/Fakten der ProChoice-Bewegung wurden im Vortrag beleuchtet:
─ Abtreibung = Gesundheitsleistung
─ Restriktive Abtreibungsgesetze – hohe Müttersterblichkeit
─ Gehsteigbelästigung
─ Stigmatisierung und Kriminalisierung
─ Versorgungsnotstand

Zum Abschluss referierte sie noch die sinkende Anzahl der Kreißsäle in Deutschland:
Es gibt zur Zeit 606 Kreißsäle, aber 693 000 Geburten. „Das ist ein Notstand! Eine Frau die in Geburtswehen 45 Minuten in den nächsten Kreißsaal fahren muss, die hat ein Problem.
Eine Frau, die in der neunten oder zehnten Schwangerschaftswoche vielleicht eine Stunde zum nächsten Abtreibungsarzt fahren muss, die hat kein Problem.“

Die Frage, die sich Frau Kaminski zum Schluss stellte war: „Woran liegt es, dass wir so belogen werden?“ Die Antwort: 82% der Journalisten stellen sich auf die ProChoice-Seite.

Nach dem zweiten Vortrag sang der Chor „Von Herz zu Herz“ das Lied „Du bist Du“ von Jürgen Werth.

Im Anschluss daran folgte das Podium, es wurden einige kurze Video-Beiträge eingespielt und die Referentinnen konnten zur Sachlage Stellung nehmen. Sie beantworteten die Fragen sachlich, aber sehr nahbar. Die Zuhörer wurden mitgenommen in die Debatte.

Dann hörten wir von Pfr. Lenz noch einige Dankesworte. Sein Fazit: „Die Lebensrechtler sind keine Rechtsradikalen. Lebensrechtler sind Menschen, die Kinder, aber auch die Mütter sehr ernst nehmen.“

Im Hintergrund Mitglieder des Chors „Von Herz zu Herz“

Links: Frau Alexandra Linder (Vorsitzende des Bundesverbandes Lebensrecht, BVL)
Rechts: Frau Cornelia Kaminski (Bundesvorsitzende Aktion Lebensrecht für Alle, ALfA)

 

Hier finden Sie die Zugangsdaten zur multimedialen Online-Veranstaltung am 03. September 2024 um 19 Uhr: YouTube-Link