Viele Verdienste erworben
Hünsborn. Kurz vor dem Erreichen des 92. Lebensjahrs verstarb am Donnerstag, den 13. September 2018 Gottfried Koch. Der Hünsborner hat in seinem langen Leben Verdienste in Gewerkschaftsarbeit, Politik und Gesellschaft erworben, die von höchster Stelle gewürdigt wurden.
Nach dem Besuch der Volksschule in seinem Heimatdorf hatte Gottfried Koch sich in Abendkursen bei der Volkshochschule, mit Internatskursen der Gewerkschaften und beim Seminar für Staatsbürgerkunde weitergebildet. Zunächst hatte er als Sägewerker in Rothemühle gearbeitet und war 1944 und 1945 beim Militär. 1947 wechselte er zu den Stahlwerken Südwestfalen in Geisweid, wo er als Blockdreher begann. Rasch arbeitete er sich zum Vorarbeiter hoch und startete parallel seinen Einsatz für die betriebliche Mitbestimmung.
Gewerkschaftlicher Vertrauensmann wurde Gottfried Koch 1952, drei Jahre später zog er erstmals in den Betriebsrat ein. Mit seinem Einzug in den Betriebsausschuss 1962 war er für die Betriebsratsarbeit freigestellt.
Nach drei Jahren rückte er zum stellv. Betriebsratsvorsitzenden, drei weitere Jahre später zum Betriebsratsvorsitzenden auf. Diese Funktion hatte er von 1968 bis 1984 inne. Von 1975 bis 1980 war Gottfried Koch stellv. Gesamtbetriebsratsvorsitzender. Außerdem hatte er Funktionen inne, wie Sprecher des Wirtschaftsausschusses auf Ebene der Krupp AG, Krupp-Gesamtbetriebsratsvorsitzender von 1980 bis 1981, Mitglied im Aufsichtsrat der Stahlwerke Südwestfalen AG Siegen von 1968 bis 1978 oder Mitglied im Aufsichtsrat des Krupp-Konzerns in Essen von 1978 bis 1985.
Politisch hatte Gottfried Koch seine Heimat früh bei der CDU gefunden.
1946 trat er der Jungen Union bei, nur ein Jahr später wurde er Mitglied des Kreisvorstands. 1953 wurde er auch Mitglied des Kreisvorstands im Arbeitnehmerflügel der CDU, der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) Olpe, ein Jahr später wurde er in den CDU-Kreisvorstand gewählt, wo er 15 Jahre lang mitarbeitete. Von 1979 bis 1985 war er Mitglied des CDU-Bundesvorstands. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion berief ihn 1974 als Sachverständigen zum Thema „Mitbestimmung“.
Auch als ehrenamtlicher Richter war Gottfried Koch tätig: Seine Schöffenzeit am Landgericht Siegen dauerte von 1986 bis 1992.
1948 trat er der Industriegewerkschaft Metall bei und war mehrere Jahre im Vorstand der Verwaltungsstelle Olpe tätig, dem damaligen Ortsverband der IG Metall in Hünsborn stand er ab 1950 vor, wurde 1963 Beiratsmitglied der IG Metall Frankfurt. Dem Bundesvorstand der Gewerkschaft gehörte Gottfried Koch von 1980 bis 1986 an. Als IGM-Delegierter war er häufig im Ausland
Auch kirchlich war Koch engagiert, so als Mitglied des Pfarrgemeinderats in Hünsborn und des Bezirksrats Südsauerland/ Siegerland. Kirchliches und gewerkschaftliches Engagement in einem zeigte Koch als Mitbegründer und Mitglied des „Kreuztaler Kreises“ 1965. Wallfahrten unternahm der gläubige Mann unter anderem nach Rom, Assisi, Medjugorje, Lourdes, Fatima, in die Schweiz, nach Österreich und zu vielen Pilgerstättten in Deutschland.
Für sein vielfältiges Engagement wurde Gottfried Koch 1982 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und 1988 mit der goldenen Ehrennadel der CDA ausgezeichnet. Die höchste und wichtigste Ehrung folgte 2017: Weihbischof Hubert Berenbrinker kam nach Hünsborn, um Koch die Ehrenurkunde zu überbringen, kraft derer ihn der Papst zum „Ritter des Ordens vom heiligen Silvester“ ernannte, eine der höchsten Auszeichnungen der katholischen Kirche.
Text: Siegener Zeitung (Olpe)
Foto: Margitta Kiyek