Jahrestag „1700 Jahre Arbeitsfreier Sonntag“

Am 3. März 2021 jährte sich zum 1700. Mal, dass der Sonntag vom römischen Kaiser Konstantin für Christen und Nichtchristen zum geschützten Feiertag erklärt wurde. Der freie Sonntag entwickelte sich in der Folge zu einem prägenden und kostbaren Tag in der europäischen Kultur- und Geistesgeschichte.
Die KAB Olpe/Siegen wies in einer stillen Aktionskette auf diesen, doch so wichtigen Jahrestag hin.
Die Aktionen fanden unter Anderem in Olpe, Bilstein, Meggen, Elspe und Saalhausen statt.

Endlich Sonntag – Freie Zeit für Alle!


Der Sonntag braucht heute mehr Schutz, nicht weniger. „Der Sonntag gehört nicht der Wirtschaft,
sondern der Familie, dem Glauben, der Kultur, dem Sport, der Geselligkeit und der Erholung“, so die
Sonntagsallianz. Die Sonntagsallianz (Allianz für den freien Sonntag) ist ein Zusammenschluss von Verdi, der Katholischen Betriebsseelsorge, der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung, der Aktionsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AFA) und des kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt der Evangelischen Kirche (KDA). Ihr Ziel ist der Schutz der Sonntagsruhe des Sonntags als arbeitsfreien Tag gemäß Artikel 140 Grundgesetz[2] und Artikel 139 der Weimarer Verfassung vom 11. August 1919.

1700 Jahre freier Sonntag ist eine Verpflichtung, künftigen Angriffen auf die Arbeitsruhe
energisch entgegenzutreten. Der Sonntag gibt Gelegenheit zur gemeinsam frei gestalteten Zeit.
Inmitten der Pandemieerfahrungen unterbricht uns nun dieses Jubiläum, lässt uns innehalten, um den Wert des arbeitsfreien Sonntags zu würdigen:
Der Sonntag ist in Artikel 140 unseres Grundgesetzes als Tag „der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung“ gesetzlich geschützt. Der zweite Aspekt ist auch ein Hinweis auf die religiösen Wurzeln des Sonntags: Für Christinnen und Christen hat der Sonntag seine herausragende Bedeutung als Tag der Auferstehung Jesu Christi. Der sonntägliche Gottesdienst steht daher im Mittelpunkt des Lebens der Kirche. Die ersten staatlichen Maßnahmen zum Schutz dieses religiös motivierten Feiertags reichen weit zurück: Vor 1700 Jahren verfügte der römische Kaiser Konstantin I. den dies solis (= Tag der Sonne) zum reichsweiten Feiertag und stellte ihn unter besonderen Schutz. Dieser 3. März 321 gilt als der erste Moment staatlicher Sonntagsschutzgesetzgebung.
Auch andere Religionen, wie zum Beispiel der Islam und das Judentum, kennen und feiern wöchentlich wiederkehrende Tage der Ruhe, Besinnung und Feier. Die christliche Tradition eines gemeinsamen, regelmäßig wiederkehrenden Ruhetags entstammt dem Schabbat des Judentums, mit dem wir als Christen so zentrale Texte wie die Schöpfungsgeschichte und die Zehn Gebote gemeinsam haben. In einem Jahr, in dem wir ebenfalls 1700 Jahre Judentum in Deutschland feiern dürfen, wollen wir daran erinnern, dass neben vielen anderen Werten und Traditionen auch der Tag ohne Arbeit ein Geschenk der jüdisch-christlichen Tradition an alle Menschen ist. Unter den christlichen Denominationen feiert beispielsweise die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten den Schabbat.
Den Tag ohne Arbeit können allerdings nicht alle in Anspruch nehmen. Zahlreiche Menschen arbeiten, um die Grundversorgung für alle Menschen aufrechtzuerhalten und unaufschiebbaren Bedürfnissen zu begegnen. So sind in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, im Nahverkehr, an Tankstellen, in der Strom- oder Wasserversorgung, im Nachrichtenwesen und vielen anderen Bereichen zahlreiche Menschen trotz des Sonntags beschäftigt. Auch in Gastronomie, Kultur- und Freizeiteinrichtungen arbeiten Menschen für den Sonntagsgenuss anderer. Diese Tätigkeiten sind keine Selbstverständlichkeiten und sollten auch nicht als solche betrachtet werden. Menschen, die sich trotz des Sonntags oder für den Sonntag betätigen, verdienen unsere Wertschätzung und eine besondere Form der Vergütung oder des Dankes, wenn sie ihre Sonntagsruhe aufgeben, um sie anderen zu ermöglichen. Sonntagsarbeit ist allerdings keine reguläre Arbeit. Daher sollten Berufsgruppen, die sonntags arbeiten, eng umgrenzt werden, Ausnahmen nur zurückhaltend und auf das absolut Notwendigste beschränkt gewährt werden. Der Sonntag ist kein gewöhnlicher Tag und darf es auch nicht werden. Ohne Arbeit kann der Mensch nicht leben, sie ist notwendig. Doch ist der Mensch nicht für die Arbeit da, sondern umgekehrt. Das betont auch Papst Franziskus:
„Der arbeitsfreie Sonntag – mit Ausnahme der notwendigen Dienstleistungen – besagt, dass die Priorität nicht im wirtschaftlichen, sondern im menschlichen Bereich liegt, in der Unentgeltlichkeit, nicht in kommerziellen, sondern in familiären, freundschaftlichen Beziehungen, für die Gläubigen in der Beziehung zu Gott und zur Gemeinschaft. Vielleicht ist der Augenblick gekommen, uns zu fragen, ob die Sonntagsarbeit eine wahre Freiheit ist.“
Jeder und jedem von uns kommt die Aufgabe eines verantwortungsvollen Umgangs mit der Zeit zu. Durch unser eigenes Tun und Lassen entscheiden wir Menschen darüber, welchen Wert und welche Qualität der Sonntag für uns hat. Wie der Staat aufgerufen ist, den arbeitsfreien Sonntag zu schützen und dessen Erosion zu verhindern, so sind wir alle aufgerufen, dafür zu sorgen, dass wir aufgrund des Strebens nach vermeintlicher Freiheit nicht unsere tatsächliche Freiheit aufgeben, die wir in der segensreichen Errungenschaft eines gemeinsamen arbeitsfreien Sonntags besitzen. Denn der Sonntag ist für den Menschen da. Und – wie es Albert Schweitzer formulierte – „wenn Deine Seele keinen Sonntag hat, dann verdorrt sie“. (Der Sonntag – ein Tag der Freiheit! Gemeinsames Wort der christlichen Kirchen in Deutschland)

Argumente für den freien Sonntag
* Der freie Sonntag ermöglicht die Balance von Arbeit und Ruhe; er ermöglicht die Leistungsfähigkeit der Arbeitenden und ist kreative Schöpfungspause.
* Der freie Sonntag rhythmisiert Spannung und Entspannung, er verhindert Erschöpfung und die Ausbeutung der körperlichen und seelischen Ressourcen.
* Der freie Sonntag verschafft Menschen Freiheit und lädt ein, uns von (Sach-)Zwängen zu
emanzipieren, zu befreien. Der freie Sonntag lässt die Menschen kontemplatives Verhalten wiedererlernen.
* Der freie Sonntag ist dem Menschen angemessen – wir müssen nicht hetzen, managen,
organisieren. Der freie Sonntag steht für gutes Leben: „Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.“ (J. W. v. Goethe)
* Der freie Sonntag ist ein Wert, der von vielen Menschen und Institutionen unterstützt wird. Er ist so ein machtvoller Faktor gegen das herrschende (Zeit-)Regime ökonomischer Verwertbarkeit.
* Der freie Sonntag ist verfassungsrechtlich geschützt, gem. Grundgesetz und Landesverfassung
Bad.-Württemberg (Artikel 140 GG i. V. m. Artikel 139 Weimarer Reichsverfassung, Artikel 3 der
Landesverfassung Baden-Württemberg).

Die KAB Olpe/Siegen hat zu diesem Jubiläum ein Kinder-Vorlesebuch neu aufgelegt:
„Am Sonntag hab ich Zeit für dich“ Autor: Wilhelm ten Haaf

Einige Exemplare wurden an die katholischen Büchereien im Kreis Olpe, stellvertretend an Herrn
Gerd-Peter Trapp, Sprecher der kath. Büchereien im Kreis Olpe, durch den Autor des Buches, Wilhelm ten Haaf und KAB-Präses Pfr. Reinhard Lenz, übergeben.
Zum Inhalt des Buches:
Die Hauptfigur des Buches ist Mira. Wer sie kennengelernt hat, will mehr von ihr wissen. Mira ist keine Prinzessin, sondern ein ganz normales, achtjähriges Mädchen, das oft pfiffige Ideen hat. Sie lebt nicht in einer idyllischen Umgebung, sondern in einem Mehrfamilienhaus in einer großen Stadt. Ihre wichtigsten Freunde sind Bert und Sergej. Natürlich hat Mira auch ein paar Feinde, wie die ewig nörgelnde Frau Elbus aus der Wohnung gegenüber, aber vor allem hat sie Freundinnen wie Lena und Silke. In dem Buch erfahren wir das ganze Netz ihrer Beziehungen und wir erleben ein ganzes Jahr mit ihr. Wir erleben ihre kleinen und großen Abenteuer wie bei dem Osterbesuch von Oma Hilde oder im Freibad, aber auch den Verlust eines Großelternteils oder Streit ihrer Eltern. Wir erleben Mira glücklich, traurig, krank, eifersüchtig, aber meistens gut drauf.
Das Buch hat – außer dass es ein ganzes Jahr beschreibt – noch eine weitere Besonderheit. Seine 200 Seiten sind in 52 Geschichten aufgeteilt. Man kann, obwohl inhaltlich alles verbunden ist, jede Geschichte für sich verstehen. Warum gerade 52 Geschichten? Weil es 52 Sonntage gibt. Sonntags hat man normalerweise frei und Erwachsene hätten Zeit, ihren Kindern eine Geschichte – zum Beispiel aus diesem Buch vorzulesen. Daher kommt auch der Titel. Das Buch hat noch eine 53. Geschichte. Sie will, wie die Einleitung, darauf hinweisen, wie wichtig der freie Sonntag für uns ist. Wir brauchen einen Tag in der Woche, um auszuspannen, nachzudenken, und vielleicht auch, um zu beten. Wir erleben in dem Buch, dass es möglich ist, christliche Inhalte mitzuerzählen, ohne dass deswegen Unterhaltungswert, Spannung oder Komik verloren gehen.
„Am Sontag hab ich Zeit für dich“ ist eine Werbung für den freien Sonntag, die Spaß macht.
Bild 1: Dirk Johnen, Leonie Johnen, Annabelle Johnen, Marlene Johnen, Lucy Johnen,
Michelle Johnen, KAB-Präses Pfr. Reinhard Lenz
Bild 2: KAB-Präses Pfr. Reinhard Lenz, Gerd-Peter Trapp, Sprecher der kath. Büchereien im Kreis Olpe, Buchautor Wilhelm ten Haaf